Xenia Hausners
Xenia Hausners "Atemluft" am Bad Ischler Bahnhofsvorplatz.
Thomas Bakos, courtesy Kulturhauptstadt Salzkammergut

Mit so einer Aufregung wie im Jänner, als Gottfried Helnwein in Gmunden riesige Plakate von küssenden Kindern und Kindern in Naziuniformen affichieren ließ, ist nicht zu rechnen. Freitagnachmittag wurde am Bahnhofsvorplatz in Bad Ischl im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum enthüllt. Drei Meter groß zeigt die Skulptur der Wiener Künstlerin Xenia Hausner eine Frau nicht mit einem Brett, aber mit einer Sauerstoffflasche vorm Kopf. "Atemluft" steht darauf und gibt der Arbeit auch den Titel. Die Frau hat den Mund zur Schnappatmung geöffnet.

Die Assoziation zum Brett vorm Kopf ist dabei nicht falsch. Hausner – bisher als Malerin bekannt, es ist ihre erste Skulptur im öffentlichen Raum – spielt damit auf die Zerstörung unserer Umwelt und den Verlust von lebenswichtigen Ressourcen wie sauberer Luft an. Was wir als Gesellschaft aber gern verdrängen.

Da bleibt einem die Luft weg.
Da bleibt einem die Luft weg.
Thomas Bakos, courtesy Kulturhauptstadt Salzkammergut

Kosmos: weiblich

Nicht ausdeuten muss man indes, dass es sich bei der Figur um eine Protagonistin handelt. (Selbstbewusste) Frauenfiguren stehen in Hausners malerischem Werk immer im Fokus. "Mein Kosmos ist weiblich", sagt sie, "Frauen sind Dreh- und Angelpunkt in meiner Arbeit, in den Bildern agieren sie stellvertretend für alle Genderzugehörigkeiten. Ich arbeite alle Menschheitsthemen in weiblicher Besetzung ab."

Dass sich von Atemluft auch wirklich jeder gemeint fühlt, dafür soll auch die Materialwahl sorgen: Aus Aluminium und Bronze gefertigt, spiegeln sich die Betrachterinnen und Betrachter in der Skulptur, was ihnen ihre Rolle in diesem ökologischen Versagen bewusst machen soll. Als Täter und Opfer möge man sich zugleich erkennen, so der Plan. "Ich bin nicht tagesaktuell, aber seismografisch und reflektiere meine Zeit", reflektiert Hausner, 1951 als Tochter des Malers Rudolf Hausner geboren. Zum Salzkammergut hat sie schon länger eine Beziehung: Inzwischen lebt sie auch am nahen Traunsee. Atemluft bleibt bis Ende November zu sehen. (wurm, 3.5.2024)